Wie der sowjetische Staat, der sowjetische Geheimdienst und Armee, die Entstehung des Staates Israel unterstützten

Valerij Jaremenko: Der Kampf der Sowjetunion um die Unabhängigkeit Israels

 

(Quelle: Nationalnaja Oborona. 12/2010, Übersetzung aus dem Russischen: Oberst a.D. Dipl.-Ing. Ralf Rudolph) 

 

„Jetzt wird es dort keinen Frieden mehr geben“.

 

Der strenge Winter 1946/47 hatte in Großbritannien die größte Heizmaterialkrise aller Zeiten hervorgerufen. Die Industrie war praktisch zum Erliegen gekommen. Die Engländer froren verzweifelt. Die englische Regierung wünschte sich wie nie zuvor gute Beziehungen mit den arabischen Ländern, den Erdölexporteuren. Am 14. Februar 1947 informierte Außenminister Bevin über einen Beschluss der Regierung in London, die Frage Palästinas, das unter britischen Mandat stand, der UNO zu übertragen. Besonders weil die bisherigen Friedensvorschläge Londons, Palästina betreffend, von den Arabern und Juden abgelehnt wurden.

 Am 6. März 1947 übergab der Berater des Außenministers der UdSSR, Boris Stein, dem Stellvertreter des Außenministers, Andrei Wyschinski, einen Zettel zur Palästina-Frage: „Bis heute hat die UdSSR ihre Position zur Palästina-Frage noch nicht festgelegt. Die Übergabe des Problems von Großbritannien an die UNO eröffnet für die UdSSR die Möglichkeit, nicht nur ihren Standpunkt dazu darzulegen, sondern sich auch aktiv am Schicksal Palästinas zu beteiligen. Die Sowjetunion kann die Forderung der Juden nach Gründung eines eigenen Staates auf dem Territorium Palästinas nicht ablehnen.“.Wjatscheslaw Molotow und auch Josef Stalin gaben ihr Einverständnis.

 

Stalin und Molotov

Am 14. Mai 1947 sprach dazu der ständige Vertreter der UdSSR in der UNO, Andrej Gromyko, vor der UNO-Vollversammlung. Er sagte unter anderem: „Das jüdische Volk hat im letzten Krieg ein fürchterliches Schicksal und Not erlitten. Auf dem von Hitler besetzten Territorien wurden die Juden fast vollständig vernichtet. Es kamen 6 Millionen Juden um. Die Tatsache, dass nicht ein westlicher Staat in der Lage war, die elementarsten Menschenrechte des jüdischen Volkes zu verteidigen oder vor der Willkür der faschistischen Henker zu schützen, erklärt das Sehnen der Juden nach einem eigenen Staat. Es wäre nicht gerecht, das nicht anzuerkennen und das Streben des jüdischen Volkes nicht zu erfüllen.“

„Wenn sogar Stalin hartnäckig dafür eintritt, den Juden einen eigenen Staat zu geben, wäre es dumm von den Vereinigten Staaten das abzulehnen“, sagte der Präsident der USA, Harry Truman, und gab seinem eigentlich antisemitisch eingestellten Vertreter in der UNO, State Department, die Weisung in der UNO die Initiative Stalins zu unterstutzen. So wurde Stalin zum „heiligen Vater“ des Staates Israel.

Im November 1947 wurde die Resolution 181(II) über die Bildung von zwei unabhängigen Staaten auf dem Territorium Palästinas, eines jüdischen und eines arabischen, nach Abzug des britischen Besatzungsmilitärs im Mai 1948, ange-nommen. Am Tag der Verkündung dieser Entscheidung gingen viele Tausende palästinensische Juden mit Begeisterung und Freude in Palästina auf die Straßen. Als die UNO die Entscheidung traf, saß Stalin in seinen Arbeitszimmer, rauchte lange seine Pfeife und sagte schließlich: „Jetzt wird es dort keinen Frieden mehr geben“. Wobei er mit „dort“ den Nahen Osten meinte.

 

Die arabischen Länder erkannten die Entscheidung der UNO nicht an. Sie waren höchst überrascht über die Position der Sowjetunion. Die arabischen kommu-nistischen Parteien, die gewöhnt waren gegen den britischen und amerikanischen Zionismus zu kämpfen, waren schockiert, dass die sowjetische Position sich so schlagartig verändert hatte. Aber Stalin interessierte die Reaktionen der arabischen Länder und der örtlichen kommunistischen Parteien nicht. Ihm war viel wichtiger, Israel als Stachel gegen die Engländer zu nutzen, den diplomatischen Erfolg gegen den Westen zu haben und dass die Möglichkeit bestand, den zukünftigen jüdischen Staat ins Lager des Sozialismus zu ziehen.

Dazu wurde in der UdSSR eine Regierung für die palästinischen Juden vorbereitet. Als Premierminister des neuen Staates war Solomon Abramowitsch Losowski, Mitglied des ZK der KPdSU, ehemaliger Vertreter des Volkskommissariats für internationale Beziehungen und Direktor des sowjetischen Informationsbüros vorgesehen. Der Held der Sowjetunion und Panzeroffizier David A.Dragunski sollte Verteidigungsminister werden und Gregori Gulman, Offizier des sowjetischen Geheimdienstes, Flotten-Minister. Aber die Vorstellungen Stalins wurden durch die Einsetzung einer Regierung durch die internationale jüdische Organisation,

mit David Ben-GurionDavid Ben-Gurion

(ehemaliger Auswanderer aus dem vom russischen Zaren besetzten Teil Polens) an der Spitze, zerstört. Die schon zum Abflug bereite „Stalinsche Regierung“ für die palästinensischen Juden wurde aufgelöst.

 

 

Die Annahme der UNO-Resolution über die Teilung Palästinas in zwei Staaten wurde zum Auslöser größerer arabisch-jüdischer kriegerischer Auseinandersetzungen, die zwar bereits andauerten, sich aber nach dem Abzug der Engländer zum „Arabisch-Israelischen Krieg“ entwickelten, von den Juden als „Unabhängigkeitskrieg“ bezeichnet.

Die Amerikaner verhängten ein Waffenembargo über die Region, die Engländer setzten jedoch die Bewaffnung ihrer arabischen Satelliten fort. Die Juden kämpften im Prinzip mit leeren Händen. Ihre Partisanenabteilungen besaßen nur selbstgebaute oder von den Engländern geraubte Waffen. Zu dieser Zeit wurde allen klar, dass die arabischen Länder die Umsetzung des UNO-Beschlusses mit allen Mitteln verhindern und noch vor der Ausrufung eines jüdischen Staates die Juden in Palästina vernichten wollen.

Der sowjetische Gesandte im Libanon, Salod, berichtete nach Moskau nach einer Aussprache mit dem, Präsidenten des Libanon, der die Meinung aller arabischen Länder vertrat: „Wir werden um Palästina kämpfen, wenn es notwendig ist, 200 Jahre lang, wie das damals in der Zeit der Kreuzzüge war“.

In Palästina sprachen nun die Waffen. Es begann die Entsendung von „islamischen Freiwilligen“. Die militärischen Führer der palästinensischen Araber, Abdelkader al-Hussain und Fanzi al-Kawakadchi, beide waren bis vor Kurzen noch überzeugte Kämpfer für den deutschen Führer, eröffneten einen breiten Angriff auf die jüdischen Einwohner Palästinas. Die Juden mussten sich nach Tel Aviv  zurückziehen. Es hätte nicht sehr viel gefehlt und die Juden wären ins Meer gejagt worden. Und das wäre auch geschehen, wenn die Sowjetunion nicht eingegriffen hätte.

Auf persönlichen Befehl Stalins wurden schon Ende 1947 die ersten Handfeuer-waffen den Juden in Palästina übergeben. Aber dass reichte bei weitem nicht aus. Am 5. Februar 1948 bat der Vertreter der palästinischen Juden in der UNO den sowjetischen Vertreter, Andrei Andrejewitsch Gromyko, dringend, die Lieferungen zu erhöhen.

Gromyko hörte sich die Bitte an und seine einzige Frage war, ob es in Palästina die Möglichkeit gibt, die Waffen zu entladen, da sich dort noch ein fast 100.000 Mann starkes britisches Militärkontingent aufhielt. Das war das einzige Problem, das die Juden in Palästina lösen mussten. Alles andere würde die UdSSR übernehmen. Diese Garantie erhielten die Juden.

Die Waffen erhielten die palästinischen Juden in der Hauptsache über die Tschechoslowakei. Wobei anfangs die Waffenlieferungen nach Palästina aus deutschen und italienischen Beutewaffen, aber auch aus in der Tschechoslowakei in den „Skodawerken“ hergestellten Waffen bestanden. Prag verdiente nicht schlecht damit. Der Flugplatz České Budějovice war der hauptsächliche Umschlagplatz. Sowjetische Instrukteure schulten dort amerikanische und britische freiwillige Piloten, Veteranen des Zweiten Weltkrieges, vorrangig jüdischer Herkunft, auf sowjetische Transportflieger um. Von der Tschechoslowakei aus, über Jugoslawien, traten sie dann den riskanten Flug nach Palästina an. Nicht nur Handfeuerwaffen, sondern auch in Teile zerlegte Flugzeuge, deutsche und englische Jäger der Marken „Messerschmitt“ und „Spitfire“, aber auch zerlegte leichte Artilleriewaffen und Minenwerfer wurden nach Palästina verbracht..

Ein amerikanischer Pilot sagte: „Das Flugzeug war bis zum Äußerten beladen und ich wusste, wenn ich in Griechenland landen muss, wird die Maschine und die Ladung konfisziert. Wenn ich in irgendeinem arabischen Land landen muss, werde ich getötet. Aber wenn ich in Palästina lande, werde ich von armen Menschen mit Freude empfangen. Sie brauchen die Waffen, um zu überleben. Deshalb bin ich immer wieder bereit zu fliegen, obwohl jeder Flug der letzte sein kann“.

Jugoslawien stellte nicht nur seinen Luftraum zur Verfügung sondern auch seine Häfen. Das erste Transportschiff war die „Borea“, die unter der Flagge von Panama fuhr. Am 13. Mai 1948 fuhr sie nach Tel Aviv mit Granaten, Maschinengewehren und 4 Millionen Patronen, alles versteckt unter 450 Tonnen Fracht, Zwiebeln, Stärkemehl und Tomatenketschup. Das Schiff war in Tel Aviv schon zum Anlegen bereit, als ein britischer Offizier Schmuggelware vermutete und das Schiff, begleitet von einer Eskorte britischer Kriegsschiffe, nach Haifa umgeleitet wurde. Es sollte dort einer genaueren Untersuchung unterzogen werden. Um Mitternacht schaute der britische Offizier auf seine Uhr und sagte zum Kapitän: „Unser Mandat in Palästina ist im Moment abgelaufen. Sie sind frei. Schalom“. Die „Borea“ war das erste Schiff, das in einem freien jüdischen Hafen entladen wurde, ihr folgten bald weitere Transportschiffe aus Jugoslawien mit ähnlicher Fracht.

Auf dem Territorium der Tschechoslowakei wurden nicht nur zukünftige israelische Piloten geschult, sondern in České Budějovice auch Panzerfahrer und Fallschirmjäger ausgebildet. 1500 Infanteristen wurden in Olomoucz und 200 in Mikulov ausgebildet.

Aus ihnen wurde die Brigade „Klement Gotwalt“, zum Gedenken an den tschechoslowakischen Kommunisten- und Staatsführer, gebildet. Die Brigade wurde über Jugoslawien nach Palästina verschifft. Das medizinische Personal wurde  in Velke-Schtrebne, die Funker und Telefonisten in Liberec und die Elektro-mechaniker in Pardubice ausgebildet. Sowjetische Politoffiziere führten Politunterricht mit den jungen Israelis durch. Auf Bitten Stalins stellten die Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien und Bulgarien ihre Waffenlieferungen nach den arabischen Ländern ein, die sie gleich nach dem Krieg aus kommerziellen Gründen aufgenommen hatten.

 

In Rumänien und Bulgarien bereiteten sowjetische Spezialisten Offizierskader für die israelische Armee vor. Hier wurde auch mit der Vorbereitung sowjetischer Kampfein-heiten zur Unterstützung der israelischen Kämpfer begonnen. Aber das erwies sich als unüberlegt. Die Flotte und Luftwaffe war nicht in der Lage, eine zielstrebige Landeoperation in Nahen Osten vorzubereiten. Dazu fehlte das „Aufmarschgebiet“ in Palästina oder einem anderen arabische Nachbarstaat. Nikita Chrustschow konnte sich später erinnern, dass die vorbereiteten sowjetischen Einheiten in Richtung Jugoslawien eingeschifft wurden, um das „Bruderland“ vor dem abtrünnigen Titow zu retten.

Zusammen mit den Waffen aus den osteuropäischen Ländern kamen auch jüdische Kämpfer, die Erfahrungen aus den Kämpfen des zweiten Weltkrieges gegen Deutschland hatten. Insgeheim wurden auch sowjetische Offiziere nach Israel geschickt. Es eröffneten sich große Möglichkeiten für die sowjetische Aufklärung. Nach Aussagen des Generals der sowjetischen Staatssicherheit, Pawel Sudoplatow, waren sowjetische Aufklärungsoffiziere schon 1946 an Diversionsakten in Palästina gegen die Briten beteiligt. Es wurden auch Agenten unter den nach Palästina auswandernden Juden angeworben. Das waren Polen, aber auch sowjetische Bürger, die ihre familiären Verbindungen nutzten, aber auch solche, die ihre Dokumente, besonders die Nationalität, fälschen ließen. Sie reisten meist über Polen und Rumänien nach Israel aus. Die sowjetischen Grenzorgane hatten die Order, was die Fälschungen betraf, die Augen zuzudrücken. Aber um gerecht zu sein, muss man wissen, dass die ersten sowjetischen „Spezialkräfte“ bereits kurze Zeit nach der Oktoberrevolution in Palästina eintrafen. In den 20-er Jahren wurden auf persönlichen Befehl Felix Dzierschinskis die ersten jüdischen Kräfte der Selbstverteidigung, das sogenannte „Israel Schoichet“ vom Präsidenten der Tscheka, Lukatscher, organisiert.

Die Strategie Moskaus war es, die Auslandsgeheimtätigkeit besonders in den Regionen, die unter Einfluss der USA und Großbritanniens standen, zu organisieren. Wjatscheslaw Molotow war der Meinung, dass dieser Plan nur zu verwirklichen ist , wenn die Auslandsspionage unter Kontrolle nur eines einzigen Organs ist.So wurde das Komitee für Information beim Ministerrat der UdSSR gegründet. Dazu gehörten nun die Auslandsspionage des Ministeriums für Staatssicherheit und die Hauptverwaltung für Aufklärung beim Generalstab der sowjetischen Streitkräfte. Das Komitee unterstand jedoch direkt Stalin und wurde von ihm und Molotow geleitet.

Ende 1947 erklärte der Vorsitzende der Verwaltung für den Nahen- und Fernen Osten im Komitee, Andrej Otroschtschenko, bei einer operativen Zusammenkunft, dass Stalin die Aufgabe gestellt hat, den zukünftigen jüdischen Staat auf die Seite der engsten Verbündeten der UdSSR zu ziehen. Dazu sei es unbedingt erforderlich, die Verbindung der israelischen Bevölkerung zu den amerikanischen Juden zu unter-binden. Die Aufstellung der dazu einzusetzenden Agenten sei beim Chef der Verwal-tung illegale Aufklärung.

Für die geheime Operation wurden drei Offiziere jüdischer Herkunft ausgewählt: Serbyza, Semenow und Kolesnikow. Die ersten beiden wurden in Haifa stationiert und bauten zwei Netzwerke auf. Sie beteiligten sich jedoch nicht an bewaffneten Diversionsakten. Kolesnikow organisierte die Entladung der aus Rumänien an-kommenden Waffen. Die spezielle Aufgabe aller drei war jedoch die Aufklärung von Möglichkeiten für eine Landung sowjetischer Einheiten und die Aufklärung der israelischen Partisanenkämpfer, der Vorläufer der israelischen Armee. Sie hatten sich vor allem für ihre Kampfkraft, ihre Organisation, ihre Pläne, ihre Operationsmög-lichkeiten und ihre ideologischen Vorstellungen zu interessieren.

Als in der UNO noch über das Schicksal des arabischen und jüdischen Staates in Palästina diskutiert wurde, begann die UdSSR bereits, mittels Stalinscher Eile und Härte mit den Aufbau des jüdischen Staates. Begonnen wurde mit dem Wichtigsten, der Armee, der Aufklärung, der Gegenspionage und der Polizei. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität.

Das jüdische Territorium in Palästina erinnerte in dieser Zeit an einen Militärbezirk, der schnell zu alarmieren war und zu den Waffen greifen konnte. Alles bereitete sich auf einen Krieg vor. Im Auftrag sowjetischer Offiziere wurden aus den jüdischen Neuankömmlingen aus aller Welt jene ausgewählt, die Kriegserfahrungen hatten. Sie wurden in ein Trainingslager gebracht und von der sowjetischen Gegenspionage in Moskau überprüft und dann in den Häfen eingesetzt, wo die Entladung der Schiffe aus Rumänien stattfand. So wurden die entladenen Waffen direkt an der Pier von diesen Spezialisten übernommen und in die vorgesehenen Kampfgebiete überführt.

Die „speziellen Dienste“ Israels wurden von Grund an aufgebaut. Ihre Aufstellung und Schulung geschah unter Beteiligung sowjetischer Offiziere des NKWD, die Erfahrungen bei der Diversionsarbeit hatten, so wie z.B. Korotnow, Wertiporoch und Otroschtschenkow und andere. Neben ihnen wurden auch zwei Generale der Infanterie und der Luftwaffe, ein Vizeadmiral der Marine, fünf Oberste und 8 Oberstleutnante und eine Anzahl weiterer niedrigerer Offiziere nach Israel ab-kommandiert. Unter diesen waren auch einige jüdischer Herkunft, die in ihrer historischen jüdischen Heimat bleiben wollten. So z. B. Hauptmann Galperin, 1912 geboren in Witebsk, der zum ersten Chef und Gründer der israelischen Aufklärung, des Geheimdienstes „Mossad“, wurde. Er stellte auch den Dienst des allgemeinen Staatsschutzes und der Gegenspionage „Shin Bet“ auf. In die Geschichte Israels ging dieser berühmte Geheimdienst-Veteran, ein Schüler Berias, als zweiter Mann nach David Ben-Gurion, unter dem Namen Isef Charel ein. Der ehemalige sowjetische Offizier Liwanow gründete und leitete den Auslandsgeheimdienst „Nativa Bar“. Er nahm den indischen Namen Neschimija Liwanon an und ging unter diesem Namen in die Geschichte der israelischen Auslandsspionage ein.

Die Hauptleute Nikolskij, Saizew und Malewanij bauten bestimmte Spezialeinheiten in der israelischen Armee und Marine auf. Sie führten die regelmäßigen Schulungen durch und festigten das Gelernte auch in der Praxis bei Operationen im Hinterland der arabischen Armeen und bei der Säuberung von arabischen Dörfern.

Manchmal kamen die sowjetischen Agenten auch in heikle Situationen. So betrat einer von ihnen zufällig eine streng orthodoxe jüdische Gemeinde. Er wusste wenig über die speziellen Bräuche und Ideale der streng gläubigen Juden. Als er festge-halten wurde, gab er sich als sowjetischer Soldat aus. Daraufhin legte der Gemeinde-rat fest, dass den Genossen aus Russland eine jüdische streng orthodox-religiöse Bildung gegeben werden muss. Die UdSSR ist ja ein brüderliches Land, dachten die Gemeindemitglieder, warum soll es vor ihren Vertretern, was unseren Glauben betrifft, Geheimnisse geben.

Die Neuankömmlinge aus den osteuropäischen Ländern nahmen oft von sich aus Kontakt mit den sowjetischen Vertretern auf und berichteten vieles, was sie wussten. Auch die jüdischen Kämpfer sympathisierten mit der Roten Armee und der Sowjetunion und betrachteten es nicht als Vergehen, ihnen ihre geheimen Informationen zu übermitteln. Eine reiche Quelle der Information waren die Mitar-beiter der jüdischen Einwanderungsbehörden. Deren Chefs wollten im Geheimen selbst die Regierung in Israel übernehmen – mit besonderer Rückendeckung der amerikanischen Einwanderer. Die sowjetischen Aufklärer arbeiteten in allen Richtungen, in linken als auch in pro- kommunistischen Kreisen, aber auch in den rechten Untergrundorganisationen LECHI und EZEL. So war z. B. der Jude B.-S.-Chaim Bressler, der heute auf der Liste der Helden Israels und Veteranen der LECHI eingetragen ist, in der Zeit von 1942 bis 1945 in Moskau tätig. Als Vertreter der LECHI beschäftigte er sich mit der geheimen Lieferung von Waffen und dem Training israelischer Partisanen. Fotos aus dieser Zeit zeigen ihn zusammen mit Dmitri Ustinow, dem zukünftigen Verteidi-gungsminister der UdSSR, mit dem General der sowjetischen Staatssicherheit, Pawel Raichmanow, und den zwei bekannten sowjetischen Spionen Sprebjansky und Blumenstein.

Ende März 1948 erhielten die palästinensischen Juden die ersten Beute-Messerschmitt „Me-109“. Als eine ägyptische motorisierte Kolonne und arabische Partisanen kurz vor Tel Aviv standen, war es schlecht um die Stadt bestellt. Viele Kämpfer, die in der Lage gewesen wären, die Stadt zu verteidigen, hatten die Juden nicht. Sie mussten alles in den Kampf werfen, was sie hatten. So kamen auch 4 Me-109 zum Einsatz. Obwohl nur eine Maschine zurück kam, hatten sie Wirkung gezeigt. Als die Araber die Flugzeuge sahen, fürchteten sie einen Einsatz aus der Luft und zogen sich zurück. Je näher das Datum der möglichen Verkündigung des jüdischen und palästi-nensischen Staates kam, desto so mehr heizte sich die Stimmung in den arabischen Nachbarstaaten auf. Die westlichen Politiker rieten deshalb den Juden, sich mit der Ausrufung des jüdischen Staates nicht zu beeilen. Der amerikanische UNO-Abge-ordnete warnte die palästinensischen Juden, wenn es zu einem Krieg mit den arabischen Staaten kommt, könnten die Juden nicht auf die USA zählen. Moskau aber drängte hartnäckig auf die Ausrufung des jüdischen Staates sofort nach dem Abzug des letzten englischen Soldaten aus Palästina.

Die arabischen Staaten wollten weder einen jüdischen noch einen palästinensischen Staat. Jordanien und Ägypten wollten Palästina, wo 1947 1,91 Millionen Araber, 146.000 Christen und 614.000 Juden lebten, unter sich aufteilen. Zum Vergleich: 1919, zum Zeitpunkt der Besetzung Palästinas durch die Briten, waren es 568.000 Araber, 74.000 Christen und 58.000 Juden. Auf Grund des hohen Anstiegs der arabischen Bewohner zweifelten die arabischen Staaten keinen Moment an ihrem Sieg. Der Generalsekretär der Arabischen Liga sagte: „Das wird ein Vernichtungs-krieg und ein Schlachtfest“. Den palästinensischen Arabern wurde anheim gelegt, zeitweilig ihre Heimat zu verlassen, um nicht unter das Feuer der arabischen Armeen zu geraten.

In Moskau war man der Meinung, dass man die Araber, die nicht in Israel bleiben wollten, in die arabischen Nachbarländer umsiedeln sollte. Es gab in Moskau auch andere Meinungen. Der Vertreter der Ukrainischen Sowjetrepublik in der UNO, Dmitrij Manuilskij, schlug vor, die palästinensischen Araber-Flüchtlinge im sowjetischen Mittelasien anzusiedeln und dort eine arabische Unionsrepublik oder einen autonomen arabischen Oblast zu schaffen. Die Sowjetunion hatte ja Erfahrungen in der Umsiedlung ganzer Völkergruppen.

In der Nacht zum 14. Mai 1948 war mit Salut aus 17 Schiffsgeschützen der britische Hochkommissar für Palästina von Haifa aus in See gestochen. Das Mandat der Britten war abgelaufen. Um 16 Uhr Nachmittags wurde im Gebäude des Museums am Prospekt „Rothschild“ in Tel-Aviv der Staat Israel (die Bezeichnung Judea oder Zion wurde verworfen) ausgerufen. Der zukünftige Premierminister David Ben-Gurion hatte die durch die USA verunsicherten Minister überzeugen können und verlas die von sowjetischen Experten dazu verfasste Deklaration.

In Israel wurde eine Welle jüdischer Einwanderer aus Russland erwartet. Mitarbeiter des Dienstes ZACHAL, Veteranen der israelischen kommunistischen Partei und Vertreter von Organisationen bestätigten überzeugend, dass in Moskau, Leningrad und in anderen großen Städten die Gerüchte umgingen, man werde über 2 Millionen russischer Juden nach Israel schicken. Aber in Wirklichkeit plante die sowjetische Regierung, diese Juden in eine andere Richtung, nach Fern-Ost, umzusiedeln.

Die Sowjetunion war das erste Land, das bereits am 18. Mai 1948 den jüdischen Staat anerkannte. Nach der Ankunft der sowjetischen Diplomaten versammelten sich ca. 2000 Menschen im Gebäude des größten Kinos „Estep“ von Tel Aviv. Vor dem Kino standen noch einmal ca. 3000 Menschen, die der Übertragung der Reden aus dem Kino lauschten. Hinter dem Tisch des Präsidiums hing an der Wand ein großes Stalinbild und die Losung „Es lebe die Freundschaft zwischen dem israelischen Staat und der UdSSR.“ Ein Chor der Arbeiterjugend sang die Nationalhymnen Israels und der Sowjetunion. Sowjetische Diplomaten erklärten: „Wenn die arabischen Staaten Israel nicht anerkennen, braucht Israel sie auch nicht anzuerkennen.“

In der Nacht zum 15. Mai, vor dem Abzug der Britten, waren Armeen von fünf arabischen Ländern – Ägypten, Syrien, Irak, Jordanien und Libyen – sowie Verbände der saudiarabischen Luftwaffe in Richtung Palästina im Marsch gesetzt worden. Der Anführer der Moslems, der Palästinenser Amin al Hussein, der im 2. Weltkrieg an der Seite Hitlers gestanden hatte, sagte zu seinen Kämpfern: „Ich erkläre den Heiligen Krieg, Tötet die Israelis! Tötet sie alle!“ Die Botschaft war auch bei den Israelis angekommen. Die Araber würden keinen Schritt zurückgehen. Die Juden sollten alle vernichtet werden, dass wäre der zweite Holocaust gewesen.

Die Sowjetunion hatte zwar Verständnis für die Befreiungsbewegungen bestimmter arabischer Staaten, verurteilte aber mit Recht die Kriegsdrohungen der arabischen Staaten gegen Israel. Parallel dazu wurde die Weisung an alle Behörden erteilt, die Israelis mit allen Mitteln zu unterstützen. In der UdSSR begann eine Protestkam-pagne zur Unterstützung Israels. Die staatlichen, parteilichen und gesellschaftlichen Organisationen erhielten eine Masse von Briefen, besonders von Bürgern mit jü-dischen Hintergrund, mit der Bitte sie nach Israel ausreisen zu lassen. Auch das Antifa-Komitee Europa schaltete sich aktiv in diesen Prozess ein.

Sofort nach der arabischen Bedrohung der Juden wandten sich auch ausländische Organisationen und Personen an Stalin mit der Bitte, den israelischen Staat mili-tärisch zu unterstützen. An erster Stelle der Bitten stand immer wieder die Entsendung sowjetischer jüdischer Bomberpiloten nach Palästina. „Sie sind ein Mensch mit besonderem Scharfblick, Sie können helfen. Israel wird Ihnen für die Piloten danken. Wir würden Russland auch dafür bezahlen“, hieß es in einem Brief eines amerikanischen Juden. Und weiter hieß es, dass im Stab der reaktionären ägyptischen Armee mehr als 40 hohe englische Offiziere tätig seien.

Die nächste Lieferung von Flugzeugen aus der Tschechoslowakei traf am 20. Mai ein und nach neun Tagen erfolgte ein massiver Luftschlag gegen die Ägypter. Von diesem Tag an hatte die israelische Luftwaffe die Herrschaft über den Luftraum erlangt, was wichtig für den zukünftigen Sieg im israelischen Unabhängigkeitskrieg war.
Nach einem viertel Jahrhundert, im Jahr 1973, sagte Golda Meir: „Wenn sich auch die Beziehungen zur Sowjetunion in den 20 vergangenen Jahren uns gegenüber radikal geändert haben, werde ich nie die Bilder von damals vergessen. Wer weiß, war geworden wäre, hätten wir nicht die Waffen und Munition über die Tschecho-slowakei kaufen können“.
Stalin sah, dass viele sowjetische Juden um die Ausreise nach Israel baten. Einzelne, wichtige von ihnen erhielten auch Visa. Sie wurden geschickt, um dort einen neuen Staat nach sowjetischem Vorbild aufzubauen und gegen die Feinde der UdSSR zu arbeiten. Aber eine Massenemigration von jüdisch-sowjetischen Bürgern aus dem Siegerlandes des 2. Weltkrieges und besonders aus seiner ruhmreichen Armee konnte er nicht erlauben. Stalin war der Meinung, dass die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg mehr als zwei Millionen Juden vor den Deutschen gerettet hatte. Darum sollten die Juden dankbar sein und der sowjetischen Politik nicht schaden, indem sie die Ausreisen sowjetischer Juden nach Israel unterstützten. Stalin ärgerte es z. B. maßlos, dass 150 sowjetische Offiziere offiziell einen Antrag an die sow-jetische Regierung gestellt hatten, um nach Israel geschickt zu werden, damit sie als Freiwillige den israelischen Freiheitskrieg gegen die Araber unterstützen können. Zu Warnung an alle wurden diese streng bestraft und teilweise erschossen. Das half jedoch nicht. Hunderte sowjetische Armeeangehörige flüchteten mit Hilfe israelischer Agenten aus den Gruppen der sowjetischen Streitkräften in den Ostländern Europas. Andere nutzten den Transitpunkt Lwow in der Westukraine. Dazu erhielten sie von den jüdischen Agenten gefälschte Pässe und einen jüdischen Namen, unten dem sie dann in Israel kämpften und lebten. Deshalb befinden sich auch in den Archiven des „Machal“ (Israelische Vereinigung der internationalen Kämpfer) so wenig Namen von freiwilligen sowjetischen Kämpfern.
Dormann, der sich mit den Problem der sowjetischen Freiwilligen in dieser Zeit beschäftigt, ist überzeugt, dass es sehr viele waren und dass sie es fast geschafft hätten, eine JSSR (Jüdische Sozialistische Sowjetrepublik) zu errichten. Er hofft immer noch, dass es ihm gelingt, ein russisch-israelisches TV-Projekt darüber zu erstellen, was nur durch die Vorfälle in den 90-er Jahren unterbrochen wurde. In dem Projekt möchte er die sensationelle Geschichte der Teilnahme sowjetischer Spezial-kräfte am Aufbau der israelischen Armee und Geheimdienste darstellen.
Weniger bekannt ist die Werbung von Freiwilligen für die israelische Armee durch die Diplomaten der israelischen Botschaft in Moskau. Die israelischen Diplomaten setzten jedoch voraus, dass ihre Werbungen von sowjetischen Offizieren durch die sowjetische Regierung unterstützt würde, zumal die Listen der angeworbenen Freiwilligen und der bereits Ausgereisten von der israelischen Botschafterin Golda Meerson (ab 1956 Meir) ständig persönlich dem sowjetischen Geheimdienstchef Lawrenti Beria übergeben wurden. Später wurde die Anwerbung sowjetischer Offiziere als Verrat gewertet. Das war einer der Gründe, warum Golda Meir den Posten als israelische Botschafterin in der UdSSR aufgeben musste. Aber durch ihre Hilfe hatten es bereits ca. 200 sowjetische Offiziere geschafft, nach Israel auszu-reisen. Aber die, die es nicht schafften, waren mehrheitlich aus der Armee schon entlassene Offiziere und wurden jedoch eigenartiger Weise keinen Repressalien ausgesetzt. Wie viele sowjetische Armeeangehörige überhaupt in der Zeit des israelischen Unabhängigkeitskrieges nach Israel kamen, ist unbekannt. Nach Angaben israelischer Quellen sind es 200.000 sowjetische Juden gewesen, die legal, aber auch illegal nach Israel kamen. Davon waren einige Tausend Angehörige der Sowjetarmee. Auf jeden Fall war die hauptsächliche Sprache in der neuen israelischen Armee und den Geheimdiensten Russisch. Neben der polnischen Sprache war auch Russisch, neben Jüdisch, eine weitverbreitete Sprache im Staat Israel.
Der erste sowjetische Botschafter in Israel war 1948 Wladimir Wertiporosch. Er wurde unter dem Pseudonym Roschkow nach Israel geschickt. Wertiporosch sagte später, dass er nach Israel ging, ohne großes Vertrauen in den Erfolg seiner Mission zu haben, weil er kein Judenfreund war und nicht daran glaubte, dass Israel zu einem zuverlässigen Freund und Verbündeten Moskaus werden würde. Und mit seiner Intuition sollte der ehemalige Aufklärer recht behalten. Die politischen Akzente änderten sich schlagartig, als klar wurde, dass die israelische Regierung die Politik im Lande in Richtung einer engeren Zusammenarbeit mit den USA umkehrte.
Die Regierung unter Ben Gurion befürchtete einen kommunistischen Umsturz im Lande. Und in Wirklichkeit gab es auch Versuche, die sich gegen die israelische Regierung richteten. Dafür zeugen z.B. die Schießereien auf dem Truppentransporter „Altalena“, am Peer im Hafen von Tel Aviv. Das Schiff wurde später als Kreuzer „Aurora“ bezeichnet. Oder der Aufstand der Matrosen in Haifa, welche sich als Nachfolger der Matrosen des Panzerkreuzers „Potjomkin“ ausgaben. Und noch andere ähnliche Vorkommnisse, deren Teilnehmer ihr Ziel, die Errichtung der Sowjetmacht nach stalinschem Vorbild in Israel verkündeten. Sie vertrauten blind, dass der Sozialismus in der ganzen Welt siegen wird und das der „sozialistische jüdische Mensch“ bereits geformt wird. Der Krieg gegen die Araber sei nur der Ausdruck einer sozialistischen Revolution. Es muss nur ein Befehl „hart wie Stahl“ gegeben werden, sagte ein Organisator des Aufstandes, weil schon Hunderte „Rote Kämpfer“ bereit sind, mit Waffengewalt Widerstand zu leisten und gegen die israelische Regierung zu kämpfen. Er bezog sich nicht zufällig auf das Epitheton Stalins, stählern war damals große Mode – wie auch alles Sowjetische. Sehr verbreitet war auch damals der israelische Name Peled, was soviel wie Stalin heißt.
Aber Menachem Begin, einem ehemaligen Helden von der „Altalena“, gelang es, dass die revolutionären Kräfte ihre Waffen umdrehten und sie gemeinsam mit den Kämpfern Ben Gurions gegen die arabischen Armeen richteten und für die Unabhängigkeit und Souveränität Israels einsetzten.
Der Krieg um die Unabhängigkeit Israels stieß in vielen Ländern der Erde auf Sympathie und Solidarität, nicht nur bei den Juden dieser Länder. Ein großes Beispiel dafür ist der Kampf vieler ausländischer Freiwilliger in den Reihen der israelischen Armee. Das begann sofort mit der Ausrufung des israelischen Staates. Nach Israel kamen 1948 über 3.500 Freiwillige aus 43 Ländern und kämpften in der israelischen Armee, organisiert in der Vereinigung ZWA Chagana le Israel (AOI oder ZACHAI). Es waren 1.000 aus den USA, 250 aus Kanada, 700 aus Südafrika, 600 aus Großbritannien, 250 aus Nordafrika, 250 aus Lateinamerika, Frankreich, Belgien, Finnland, Österreich und Rhodesien. Das waren nicht irgendwelche Leute, sondern Kriegsspezialisten, Veteranen der Armeen der Antihitler-Koalition mit unschätzbaren Erfahrungen von den Fronten des Zweiten Weltkrieges. Nicht alle erlebten den Sieg. 119 ausländische Freiwillige starben im Kampf um ein unabhängiges Israel. Vielen von ihnen wurde postum ein höherer Dienstgrad zuerkannt. Einigen bis zum Brigadegeneral. Die Memoiren vieler Freiwilliger lesen sich wie Bestseller, besonders jener, die in den 20-er Jahren auch gegen die Engländer kämpften. Und zur Avant-garde dieser Kräfte gehörten viele aus der Sowjetunion. Sie waren es auch, die schon 1923 die militärische Organisation BEITAR schufen, die militärische Schu-lungen für die Kämpfer durchführten und auch einfache Bürger für die Verteidigung ihrer Gemeinden gegen die arabischen Banden trainierten. BEITAR ist die abgewandelte Form für Warte Brit Trumpeldor (Organisation Trumpeldor), die so zu Ehren eines russischen Offiziers, des georgischen Kavalleristen und Helden des russisch-japanischen Krieges, Josef Trumpeldor, benannt wurde.
1926 ging BEITAR in der internationalen Organisation der „Zionisten-Revisionisten“ auf, welche von Wladimir Schobotinsky geführt wurde. Die meisten jüdischen Mitglieder von BEITAR waren Polen, Balten, Tschechen, Deutsche und Ungarn.
Im September 1939 plante das Kommando der EZEL und BAITAR die Durchführung der Operation „Polnischer Dessant“. Bis zu 40.000 Kämpfer aus Polen und dem Baltikum sollten mit Schiffen nach Palästina gebracht werden, um ein Gebiet zu besetzen, von wo aus ein israelischer Staat errichtet werden konnte. Nur der Beginn des Zweiten Weltkrieges verhinderte das Unternehmen. Die Besetzung und Auftei-lung Polens zwischen Deutschland und der UdSSR war ein harter Schlag für die BAITAR. Mit vielen anderen Juden aus Europa fanden sich die Kämpfer der BEITAR in den deutschen Konzentrationslagern wieder. Die in die Sowjetunion flüchteten, wurden zum Zielobjekt des NKWD, wegen zu großem Radikalismus und Überheb-lichkeit. Der Führer der polnischen Gruppe BEITAR, Menachem Begin, der spätere israelische Ministerpräsident, wurde ins sowjetische Straflager Workuta verschleppt. Aber viele Kämpfer der BEITAR kämpften auch in den Reihen der Sowjetarmee. Besonders in speziellen nationalen Einheiten kämpften viele Juden. In der pol-nischen Armee kämpften viele Juden, in der litauischen Division, in der lettischen Brigade und in der Armee von Andersen. Im tschechoslowakischen Korps des Generals Swoboda gab es ein ganzes Bataillon, wo die Kommandosprache nur jiddisch war. Zwei ehemalige Kämpfer der BEITAR, Kalmanas Schura und Antonin Sochor aus dem tschechoslowakischen Korps, wurden sogar als Helden der Sowjet-union ausgezeichnet.
Bei der Gründung des israelischen Staates 1948 waren die Bewohner von Israel, die keine Juden waren, vom Wehrdienst befreit. Man glaubte, dass sie nicht in der Lage sein würden, ihre militärische Pflicht wegen ihrer tiefen familiären, religiösen und kulturellen Verbindungen mit der arabischen Welt, die gegen Israel den totalen Krieg ausgerufen hatte, zu erfüllen. Nur später im Palästinakrieg waren in den Reihen der ZAHAL freiwillige Beduinen, Tscherkessen, Drusen sowie muslimische und christ-liche Araber zu finden, die ihr Schicksal für immer mit dem israelischen Staat ver-bunden hatten. Tscherkessen sind ein muslimisches Volk aus dem Nordkaukasus (hauptsächlich Tschetschenen, Iguschen und Adirer), das in den Dörfern im nörd-lichen Israel lebte. Sie dienten in der ZAHAL oder im Grenzschutz. Einige erreichten sogar einen Offiziersgrad der Israelischen Armee, einer sogar bis zum Oberst. „Im Unabhängigkeitskrieg schlugen sich die Tscherkessen auf die Seite der 600.000 Juden, die gegen 30 Millionen Araber kämpften. Seit dieser Zeit haben sie nie die Verbindung und Freundschaft mit den Juden aufgekündigt“, sagte Adnan Charchad, einer der ältesten und berühmtesten Vertreter der Tscherkessen.
Was waren die Gründe des totalen Krieges der Araber gegen die Israelis? Das Territorium, das von der UNO den Juden zuerkannt worden war, war fast vollständig in den Händen Israels. Die Juden hatten Hunderte arabische Dörfer erobert. Das westliche und östliche Galiläa war teilweise unter Kontrolle der Juden. Sie blockierten zum Teil Negev und befreiten den „Weg des Lebens“ aus Tel Aviv nach Jerusalem.
Jeder der arabischen Länder hatte seine eigene Rechnung. Der König von Jordanien, Abdalla, wollte sein Palästina haben, besonders Jerusalem. Irak wollte einen Zugang zum Mittelmeer über Jordanien. Syrien versuchte schon lange das zentrale Galiläa zu erhalten und Ägypten, obwohl es keine territorialen Ansprüche stellte, wollte der anerkannte Führer der arabischen Welt werden. So hatten alle arabischen Staaten, die in Palästina eindrangen, ihre Gründe für den Feldzug. Alle waren auch von einer leichten Beute überzeugt und ihre Träume wurden noch durch die Engländer geschürt. Es ist nicht anzunehmen, dass die Araber ohne Unter-stützung der Engländer diese offene Aggression gewagt hätten. Die Araber haben verloren. Die Zerschlagung der arabischen Armeen wurde in Moskau als eine Niederlage Englands angesehen und mit Freude war man der Meinung, der gesamte Nahe Osten sei nun für die Engländer verloren. Stalin verheimlichte nicht, dass seine Berechnungen aufgegangen seien.
Eine Friedensvereinbarung mit Ägypten wurde am 24. Februar 1949 unterzeichnet. Die vorderste Frontlinie der letzten Tage wurde zur Demokreationslinie erklärt. Der Uferstreifen und Gaza selbst blieb in den Händen der Ägypter. Niemand zweifelte die Kontrolle Israels über Negev an. Die ägyptische Belagerungsbrigade zog sich aus Falutscha mit ihren Waffen nach Ägypten zurück. Sie wurde mit allen militärischen Ehren empfangen. Fast alle Offiziere, eine Vielzahl der Soldaten erhielten hohe staatliche Auszeichnungen und wurden als Helden und Sieger im ruhmreichen Kampf gegen den Zionismus gefeiert. Am 23. März wurde in einem Grenzdorf die Friedensvereinbarung mit Libanon unterzeichnet. Mit Jordanien wurde die Vereinbarung am 3. April unterzeichnet und auf neutralem Gebiet mit Syrien am 20. Juli. Syrien sollte seine Verbände aus einer Reihe von Gebieten an der Grenze zu Israel abziehen. Alle Verträge ähnelten sich. Sie enthielten die Erklärungen und gegenseitigen Beteuerungen, keine Verletzungen des Waffenstillstandes zuzulassen und dass die Demarkationslinien der Friedensvereinbarungen keine politischen und territorialen Grenzen zwischen den Ländern sind. In den Vereinbarungen wurde mit keinem Satz das weitere Schicksal der israelischen Araber und der arabischen Flüchtlinge aus Israel in den arabischen Ländern erwähnt oder festgelegt.
Dokumente, Zahlen und Fakten geben eine bestimmte Vorstellung über die Rolle der sowjetischen militärischen Komponente bei der Entstehung des israelischen Staates. Niemand hat den Juden so zahlreich mit Waffen und Immigrantensoldaten geholfen wie die Sowjetunion und die Länder Osteuropas. Bis heute kann man in Israel hören oder lesen, dass der jüdische Staat im Palästinakrieg nur durch die Waffen und Frei-willigen aus den sozialistischen Ländern und der Sowjetunion überlebt hat. Obwohl Stalin kein „grünes Licht“ für eine massenhafte Beteiligung sowjetischer Juden im Palästinakrieg gab, hat er die wenigen Juden in Palästina und die dazustoßenden Freiwilligen mit einer Vielzahl an Waffen und Munition ausgestattet.
Die jungen Menschen aus Ländern wie Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien und auch zum Teil aus der Tschechoslowakei und Polen waren die Grundlage für die Bildung einer gut ausgerüsteten Verteidigungsarmee Israels.
Als Ergebnis des Krieges kontrollierte Israel 1300 km² und 112 Ortschaften auf dem von der UNO dem arabischen Staat zugewiesenen Gebiet und die Araber kon-trollierten 300 km² und 14 Ortschaften auf dem Israel zugewiesenen Gebiet. So kontrollierte Israel ¾ des Territoriums Palästinas. Einen Teil des für den arabischen Staat vorgesehenen Gebietes kontrollierte nun Ägypten. Das betraf das Gaza-Gebiet, die sogenannte „Westbank“und einen Teil Transjordaniens.
Jerusalem wurde in einen israelischen Teil und einen transjordanischen Teil geteilt. Ein großer Teil der Araber flüchtete aus den Kriegsgebieten in sichere Gegenden, in den Gazastreifen oder hinter den Jordan. Viele flüchteten auch in die arabischen Nachbarländer. Von der einstmaligen arabischen Bevölkerung in Palästina verblie-ben auf dem Territorium Israels ca.167.000. Einer der größten Erfolge des isra-elischen Unabhängigkeitskrieges war jedoch, dass schon 1948, noch während die Kriegshandlungen andauerten, bereits Hunderttausende jüdische Immigranten in den neuen Staat umsiedelten. Und der war sogar schon in der Lage, ihnen Arbeit und Brot zu garantieren.
In Palästina, besonders nach der Gründung des Staates Israel, gab es besonders viel Sympathie für die Sowjetunion, für den Staat, der viele Juden vor der Ver-nichtung im Zweiten Weltkrieg gerettet hatte und eine große Hilfe im Kampf um die Selbstständigkeit Israels war. In Israel wurde auch Stalin verehrt. Ein Großteil der älteren Bevölkerung akzeptierte keine Kritik an Stalin und der UdSSR. „Viele Israelis vergötterten Stalin“ schrieb der Sohn des berühmten Aufklärers Edgar Broide-Trepper. Sogar nach der Rede Chrustschows auf dem 20. Parteitag der KPdSU blieben viele Bilder Stalins in den Behörden hängen, besonders aber in fast allen „Kibuzen“.

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