Zum Krieg in Europa/ Ukraine

Die strategische Zielstellung Russlands bestand und besteht in der Verhinderung des Beitritts der Ukraine in die NATO. Der amerikanische Analyst G. Friedmann, Gründer des Thinktanks STRATFOR, erklärte auf einer Pressekonferenz im Februar 2015: „Für Russland ist der Status der Ukraine eine existenzielle Bedrohung. Und die Russen können das nicht ignorieren. Das Mindeste was sie brauchen, ist eine neutrale Ukraine, keine pro-westliche!“ Die große Frage für US-Strategen aber war immer „Wie wird sich Deutschland verhalten?“.

Am 24.02.2022 hat der Einmarsch russischer Truppen in Armeestärke begonnen. Aktuell konzentrieren sich die russischen Kampfhandlungen weiter auf den Donbass. Dabei verfolgt die russische Führung folgende Zielstellungen:

  1. 1. Zerstörung aller bereits gebauten und als NATO-Stützpunkte vorgesehene Militärstandorte und der Anlagen zum Bau von Atomwaffen.
  2. 2. Militärische Sicherung der anerkannten Donbass-Republiken.
  3. 3. Zerschlagung/Entwaffnung der ukrainischen Streitkräfte und der national-faschistischen Einheiten.

Zum Kriegsverlauf:

Am ersten Tag der Invasion haben die russischen Luftstreitkräfte sämtliche fertiggestellten bzw. eingerichteten NATO-Stützpunkte, einschließlich Infrastruktur:

- zwei Stützpunkte an der Grenze zu Belarus,

- ein Stützpunkt bei Lwow und Ivano-Frankowsk, in der Zentralukraine südlich von Kiew und in Odessa, Dnipropetrowsk, Charkow und Mariupol,

- acht Stützpunkte im Nördlichen Teil des Donbass, außerhalb der Separatistenzone,

zerstört.

Der ehemalige ukrainische Präsident Poroschenko bestätigte im deutschen TV (heute-Journal), das solche von ihm persönlich gebauten NATO-Standorte („Übungsplätze“) einer 20 km entfernt von der NATO-Grenze, auf denen auch bereits Ausbildungshandlungen stattfanden, von den Russen zerstört worden sind. Bei den als NATO-Stützpunkten fertiggestellten militärischen Einrichtungen handelte es sich, verteilt wie dargestellt auf dem ukrainischen Territorium, um ausgebaute Flugplätze mit entsprechender Infrastruktur, die nach Fertigstellung nun jederzeit durch NATO-Kräfte bezogen werden konnten.

Inwieweit hier ein Grund für die Invasion Russlands zur Verhinderung einer solchen NATO-Aktion vorliegt, die Aussage des Präsidenten Selenskyj auf der Sicherheitskonferenz in München, Atomwaffen bauen zu wollen, oder die Tatsache, dass ukrainische Streitkräfte am 20.02.2022 Gefechtsordnung an der Frontlinie zum Donbass eingenommen und lt. OSZE-Berichten am 21.02.2022 mit einem massiven Artillerieschlag zur Vorbereitung der Bodenoffensive begonnen haben, wird die Geschichte beantworten. In jedem Fall scheint für die russische Führung eine Situation/Bedrohungslage entstanden zu sein, die aus ihrer Sicht keinen Handlungsspielraum mehr zuließ.

Neben der bereits am ersten Tag erfolgten Zerstörung der für NATO-Kräfte vorbereiteten militärischen Einrichtungen wurden bis zum dritten Kampftag die gesamten Luftstreitkräfte der Ukraine auf ihren Flugplätzen sowie Anlagen zur Herstellung von Atomwaffen vernichtet. Damit hatten die russischen Streitkräfte zur Absicherung der Bodenoffensive die Lufthoheit erlangt und die erste Zielstellung erreicht.

Es ist davon auszugehen, dass der mit relativ geringen Einheiten (BTG´s) vorgetragene Angriff gegen die Hauptstadt Kiew zur Ablenkung und Bindung von ukrainischen Truppen diente, sich das Hauptaugenmerk aber auf die militärische Sicherung der Donbass-Republiken, die Zerschlagung der national-faschistischen Gruppierungen (Bandera-Faschisten, Asow-Einheiten u.a.) um Mariupol sowie die Einkesselung der regulären ukrainischen Truppen um Kramatorsk und Pokrowsk, Stärke 60.000 Soldaten, richtet. Die in diesem Bereich ebenfalls dislozierten national-faschistischen Einheiten sind u.a. hinter den regulären ukrainischen Einheiten eingesetzt, um Fluchtbewegungen zu unterbinden und Flankensicherung vorzunehmen.

Dazu wurde bekannt, dass Angehörige des Asow- Bataillons Selbstjustiz betreiben (wsws.org. „In der Ukraine greift Selbstjustiz um sich.“) und z.B. Fahnenflüchtige oder als solche verdächtigten Personen mit Panzerband entkleidet an Laternenmasten binden. Auch wurden Berichte über Gräueltaten bekannt, dass ganze Familien mit Kindern, die versuchen, sich Essen zu beschaffen, auf die gleiche Weise misshandelt und auch getötet werden (BIZPAC review.com). Im Auto flüchtende Zivilisten wurden durch Asow-Angehörige in Mariupol erschossen (theindiaprint.com). Das Asow-Bataillon mit Hauptquartier im Theater Mariupol, inzwischen verlegt, lt. Wikipedia eine paramilitärische Freiwilligeneinheit (Spiegel-Artikel von 4.3.2022 „Die Neonazis, die um die Ukraine kämpfen“) untersteht nicht der Armeeführung, sondern dem Innenministerium der Ukraine als eine Nationalgarde und ist auch verantwortlich für den Beschuss eingerichteter Flüchtlings- bzw. Evakuierungskorridore (MRonline.org „Evakuierte Zivilisten berichten über die Methoden der Asow-Nazis“).

Über die aktuelle Situation der eingeschlossenen ukrainischen Hauptstreitmacht im Gebiet Kramatorsk dringen kaum Informationen nach außen. Die Nachschublage dieser Gruppierung an der Frontlinie zum Donbass ist desaströs. Sie können weder aus der Luft noch über den Landweg versorgt werden. Mit der Freisetzung russischer Truppen um Kiew und Schernigow sowie deren Verlegung zur vollständigen Einkesselung der ukrainischen Einheiten im Donbass wird deren Lage aussichtslos. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, wann diese Truppenteile das russische Kapitulationsangebot annehmen müssen. Den Verlust dieser Truppen kann die ukrainische Führung nicht kompensieren. Die Truppen werden zerschlagen oder entwaffnet und Russland erreicht die oben formulierten Ziele.

Ausblick

Die Planungen zum weiteren Vorgehen zur Sicherung der Donbass-Republiken in den Verwaltungsgrenzen (s. Twitter #Donbass #map) sowie der Wasserversorgung der Krim (Pipeline) zeigen sich u.a. die Maßnahmen, welche in den besetzten Gebieten vorgenommen werden. So erfolgen bereits der Aufbau von administrativen Verwaltungsstrukturen, Renten und Gehälter werden in Rubel bezahlt und Vorbereitungen für das Abhalten eines Volksreferendums getroffen.

In deren Ergebnis wird die Ukraine geteilt. Russland sichert sich den Einfluss in der Ost-Ukraine und die West-Ukraine wird wie immer auch geartet in West-Europa eingegliedert werden. Interessant wird in diesem Zusammenhang wie mit Gebietsansprüchen Polens, Ungarns, der Slowakei und Rumäniens auf Gebiete der West-Ukraine umgegangen wird.

 

von Redaktion (Kommentare: 0)

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