Russische Fallschirmjäger in Kasachstan

Die OVKS-Friedenstruppen in Kasachstan werden vom Kommandeur der 98. Luftlandedivision, Generaloberst Andrei Serdjukow geführt. Es ist ein großes Militärkontingent, das fast ausschließlich aus Fallschirmjägern besteht. Zu den Friedenstruppen gehören u.a. Einheiten der 45. selbstständigen Luftlandeeinheit aus Kubinka bei Moskau, die 98. Luftlandedivision aus Ivanovo und die 31. selbstständige Luftangriffsbrigade aus Uljanowsk.

Die Ernennung von Generaloberst Andreij Serdjukow zum Cheffriedenshüter der OVKS wurde buchstäblich im letzten Moment vorgenommen, als schon zwei Einheiten der 76. Luftlandedivision in Pskow und der 45. selbstständigen Luftlandebrigade mit speziellem Auftrag nach Kasachstan in Marsch gesetzt waren. Serdjukow wird auch die Friedenstruppen aus Armenien (100 Soldaten) und die aus der 12. tadschikischen Luftlandedivision (200 Soldaten) befehligen. Die Gesamtstärke des OVKS-Friedenskontingents in Kasachstan wird etwa 3.500 Mann betragen, davon 3.000 russische Fallschirmjäger.

Das OVKS hatte bereits vor Kurzem die Teilnahme an einer Friedensmissionen bei der Übung „Slawische Bruderschaft“ erprobt, die ebenfalls unter dem Kommando von Andreij Serdjukow stand und wo die Hauptrolle von den Luftlandetruppen übernommen wurde. Diese Übung fand 2021 in der Nähe von Noworossijsk statt (neben Russland nahmen auch Militärs aus Weißrussland und Serbien daran teil). Eine ähnliche Übung fand 2020 als  internationales Manöver in Weißrussland statt. Damals wurde Weißrussland nach den Präsidentschaftswahlen von Protestaktionen erschüttert und die Lage für Minsk hätte sich ähnlich entwickeln können wie die aktuellen Ausschreitungen in Kasachstan. Lukaschenko handelte, aber die Anwesenheit russischer Fallschirmjäger wurde für ihn zu einer wichtigen Unterstützung, vor allem gegen bewaffnete Provokationen aus Polen und den baltischen Ländern. Andreij Serdjukow leitete auch diese Übung.

Die Zahl der Teilnehmer an der Übungen von russischer Seite überstieg damals eintausend Mann. Für einen taktischen Angriff ist das nicht sehr viel, aber diese Soldaten können aufgrund ihrer Ausbildung sehr gefährliche Aufgaben erfüllen. Jetzt wurde ein zahlreicheres Kontingent nach Kasachstan entsandt, das die ihm zugewiesenen Aufgaben, den Schutz der staatlichen und militärischen Einrichtungen, einschließlich der russischen, erfüllen wird. Die Ernennung Serdjukows zum Kommandeur des Friedenskontingents in Kasachstan ist keineswegs zufällig. Er hat Erfahrung und kommandierte die russische Truppe als Teil der KFOR-Streitkräfte im ehemaligen Jugoslawien (Bosnien und Herzegowina). Serdjukow nahm auch am berühmten Einsatz russischer Fallschirmjäger in Pristina (Kosovo) sowie 2019 als Befehlshaber russischer Truppen an Operationen in Syrien teil. Die russischen Fallschirmjäger ermöglichten damals den Sieg über Rotten von Terroristen in den südlichen Regionen der Provinz Idlib. Für seine erfolgreichen Aktionen wurde Serdjukow der „Stern des Helden Russlands“ verliehen. Die syrischen Erfahrungen in Bezug auf den Einsatz schwerer Waffen und Kampfflugzeuge nutzen Andreij Serdjukow in Kasachstan allerdings kaum etwas.  Die OVKS-Friedenstruppen haben ganz andere Aufgaben. Soweit bekannt, nahmen die Fallschirmjäger nur Kleinwaffen und leichte Panzerfahrzeuge mit, die bei den Luftlandetruppen im Einsatz sind. Gleichzeitig muss man verstehen, dass die Friedenstruppen im Falle einer Bedrohung das Feuer eröffnen werden. Zumal der Präsident von Kasachstan, Tokajew, den Befehl gegeben hat, die Terroristen zu vernichten.

Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation legte fest, dass die Friedenssicherungskräfte nicht an operativen Kampfhandlungen beteiligt sein werden, die von Strafverfolgungsbehörden und Armeeeinheiten Kasachstans durchgeführt werden. Das heißt, die Aufgabe der OVKS-Truppen besteht nicht darin, den Aufruhr zu unterdrücken, sondern nur die zugewiesenen Schutzaufgaben, gegebenenfalls unter Einsatz von Waffen, zu erfüllen. Eine Frage bleibt offen – werden auch die privaten Sicherheitsunternehmen Serdjukow unterstellt sein? Der Einsatz russischer privater Militärunternehmen in Kasachstan wurde bereits bestätigt. Sie wurden nicht von Militärflugzeugen, sondern von zivilen Flugzeugen ins Land gebracht. Die sogenannten Wagner-Leute sind in Kasachstan bereits präsent. Eine ihrer Aufgaben besteht darin, das Territorium des Kosmodroms „Baikonur“ und die Verkehrsverbindungen zu schützen. Höchstwahrscheinlich hat das Friedenssicherungskommando der OVKS bereits eine Verbindung mit den PMCs hergestellt, aber eine direkte Unterstellung wird es wohl nicht geben. Nach den syrischen Erfahrung sind die Aufgaben unterschiedlich, aber das Ziel ist dasselbe.

(Quelle: Sokirko, V., Swobodnaja Pressa, 8.1.22, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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