Neue Standardwaffe für die Bundeswehr

Quelle: tvnva collage, wikipedia

Etliche Namen, die sich die Marketingexperten deutscher Rüstungsfirmen für ihre Produkte ausdenken, haben einen historischen Kontext. Und sie sollen die jeweilige Waffe mit Eigenschaften wie z.B. Agilität, Stärke und Aggressivität etikettieren. Das ist nicht zuletzt der Idee geschuldet, den Waffenstolz der Soldaten zu fördern und zugleich einen den Gegner verunsichernden Nimbus zu schaffen.

Man denke nur an die mit dem Kampfpanzer Tiger der Wehrmacht beginnende „Raubtierserie“ im deutschen Panzerbau, die über den Leopard I zum Leopard II mit seinen verschiedenen Modernisierungsstufen geführt hat. Oder an Produkte wie den Schützenpanzer Marder, den Schützenpanzer Puma sowie die Radpanzer Fuchs und Boxer.

Nun macht sich die Thüringer Firma C.G. Haenel mit ihrem „Maschinenkarabiner“ MK556 daran, einen historischen Bezug zur Unternehmenshistorie und zum Zweiten Weltkrieg herzustellen. Der Waffenkonstrukteur Hugo Schmeisser, der seit 1921 für das Unternehmen von Carl Gottlieb Haenel tätig war, entwickelte ab 1938 den Maschinenkarabiner (Mkb) 42 mit dem Kaliber 7,92 mm x 33. Die innovative automatische Infanteriewaffe wurde von der Wehrmacht modifiziert und als Sturmgewehr 44 in die Truppe eingeführt.

An diese Tradition will nun offenbar die Thüringer Waffenschmiede mit dem gewählten Namen „Maschinenkarabiner“ marketingtechnisch anknüpfen. Verschiedenen Meldungen zufolge hat Haenel mit einer Version seines Maschinenkarabiners MK556 die Ausschreibung der Bundeswehr für ein neues Standardsturmgewehr gewonnen. Das Vorgängermodell G 36 der Firma Heckler & Koch war vor dem Hintergrund schlechter Einsatzerfahrungen vor allem bei Out-of-area-Einsätzen der Bundeswehr ins Gerede gekommen.

Haenel setzte sich gegen den Platzhirsch Heckler & Koch sowie die ebenfalls gut etablierten Unternehmen SIG Sauer und Rheinmetall/Steyr durch. Allerdings prüft wohl Heckler & Koch eine Klage gegen das Bundesministerium der Verteidigung wegen der Modalitäten des Ausschreibungsverfahrens.

Die in den Medien als vermeintlich „ostdeutsche“ oder „Suhler Traditionsunternehmen“ vorgestellte Firma Haenel gehört zur deutschen Merkel Group und indirekt zum arabischen Staatskonzern Tawazun.

Sollte das Geschäft zustande kommen, würde das Unternehmen sein Portfolio abrunden können, denn es beliefert die Bundeswehr bereits mit dem neuen Scharfschützengewehr G29. Mit Modifikationen der halbautomatischen Waffe CR223 ist Haenel bereits Lieferant der Polizeikräfte verschiedener Bundesländer.

Mit dem „Maschinenkarabiner“ wird der Bundeswehr eine Infanteriewaffe zu Verfügung stehen, die sich in das Konzept der „Neuausrichtung der deutschen Streitkräfte auf die Landes- und Bündnisverteidigung“ gegen einen „gleichwertigen Gegner“ im Osten einfügt. Allerdings ist anzumerken, dass das Sturmgewehr 44 der Wehrmacht deren Niederlage durch die Truppen der Roten Armee auch nicht verhindern konnte. Dieser Ausgang der Geschichte wurde von den Marketingexperten des Unternehmens Haenel bei den Brainstormings zur Namensfindung für das neue Produkt wahrscheinlich verdrängt. Insofern ist die Rückbesinnung auf Hugo Schmeisser und die Firmentradition vielleicht doch keine glückliche Idee gewesen.

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